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Neues Positionspapier der American Diabetes Association (ADA) zu körperlicher Aktivität und körperlichem Training

Vor kurzem ist das neue, einflussreiche Positionspapier der ADA zu körperlicher Aktivität und körperlichem Training erschienen. Dies sind die konkreten Empfehlungen (wörtlich übersetzt gemäß [1]):

Sedentäres Verhalten verringern ([1], S. 2066):

  • Alle Erwachsenen, speziell Personen mit Typ 2 Diabetes, sollten das Ausmaß an Zeit verringern, welches Sie täglich mit sedentärem Verhalten zubringen.
  • Längeres Sitzen sollte alle 30 Minuten mit Einheiten leichter Aktivität unterbrochen werden zur Verbesserung der Blutzuckersituation, zumindest bei Personen mit Typ 2 Diabetes.
  • Die beiden genannten Empfehlungen sind als zusätzlich zu betrachten und stellen damit keinen Ersatz dar für eine Erhöhung des Ausmaßes von strukturiertem körperlichen Trainings und von Bewegung, die nebenbei geschieht.

Körperliche Aktivität und Typ 2 Diabetes ([1], S. 2066):

  • Um die Insulinaktivität zu verbessern wird tägliches körperliches Training empfohlen. Mindestens sollten aber zwischen zwei Einheiten nicht mehr als 2 Tage verstreichen.
  • Erwachsene mit Diabetes Typ 2 sollten idealerweise sowohl Ausdauer- als auch Krafttraining durchführen für optimale Blutzucker- und Gesundheitseffekte.
  • Kinder und Jugendliche mit Diabetes Typ 2 sollten bestärkt werden, dieselben Ziele für körperliche Aktivität zu erfüllen, wie sie generell für die Jugend bestehen.
  • Zum Verhindern oder Hinauszögern von Typ 2 Diabetes bei Populationen mit hohem Risiko oder Prädiabetes werden strukturierte Lebensstilinterventionen empfohlen. Enthalten sollten diese mindestens 150 Minuten körperlicher Aktivität pro Woche sowie eine Umstellung des Ernährungsverhaltens, was in einem Gewichtsverlust von 5%-7% resultiert.

Körperliche Aktivität und Typ 1 Diabetes ([1], S. 2067):

  • Kinder und Erwachsene mit Typ 1 Diabetes können davon profitieren, körperlich aktiv zu sein, weshalb Aktivität allen empfohlen werden sollte.
  • Die Blutzuckerreaktionen auf körperliche Aktivität sind bei allen Personen mit Typ 1 Diabetes stark variabel, je nach Art der Aktivität und Zeitpunkt, und erfordern verschiedene Anpassungen.
  • Zusätzliche Aufnahme von Kohlehydraten und/oder Insulinreduktionen sind üblicherweise nötig, um das glykämische Gleichgewicht während und nach körperlicher Aktivität zu erhalten. Häufige Blutzuckermessungen werden für die Durchführung der Kohlehydrataufnahme und für Anpassungsstrategien der Insulindosis benötigt.
  • Personen, die Insulin verwenden, können sich bewegen und entweder die Basis-Bolus Injektionen oder Insulinpumpen verwenden, aber es gibt Vor- und Nachteile beider Formen zur Insulingabe.
  • Während körperlicher Aktivität kann ein kontinuierliches Blutzuckermonitoring verwendet werden um eine Unterzuckerung festzustellen, wenn es als ein Zusatz und nicht anstelle von kapillarer Blutzuckermessung angewandt wird.

Empfohlene Teilnahme an körperlicher Aktivität für Personen mit Diabetes ([1], S. 2069):

  • Für Personen die symptomlos sind ist es im Allgemeinen nicht nötig, eine medizinische Freigabe einzuholen, bevor sie beginnen körperliche Aktivität mit niedriger oder moderater Intensität auszuüben, welche die Anforderung des täglichen Lebens oder von zügigem Gehen nicht überschreitet.
  • Die meisten Erwachsenen mit Diabetes sollten 150 min. pro Woche oder länger körperlich aktiv sein mit moderater bis intensiver Intensität. Diese Bewegungsminuten sollten sich über mindestens 3 Tage pro Woche verteilen mit nicht mehr als 2 aufeinanderfolgenden Tagen ohne Aktivität. Weniger Zeit (mindestens 75 Minuten pro Woche) an Aktivität mit intensiver Intensität oder Intervalltraining kann für jüngere und körperlich fittere Personen ausreichend sein.
  • Kinder und Jugendliche mit Typ 1 oder Typ 2 Diabetes sollten täglich 60 Minuten oder mehr mit moderater oder intensiver aerober Aktivität zubringen. An mindestens 3 Tagen pro Woche sollten intensive, muskel- und knochenkräftigende Aktivitäten stattfinden.
  • Erwachsene mit Diabetes sollten 2-3 Einheiten Krafttraining pro Woche durchführen an nicht aufeinanderfolgenden Tagen.
  • Beweglichkeits- und Gleichgewichtstraining wird für Ältere mit Diabetes an 2-3 Tagen pro Woche empfohlen. Yoga und Tai Chi können einbezogen werden, basierend auf den individuellen Präferenzen um Beweglichkeit, Muskelkraft und Gleichgewicht zu verbessern.
  • Personen mit Diabetes oder Prädiabetes werden bestärkt, Ihre gesamte tägliche beiläufige körperliche Aktivität (hier sind Aktivitäten gemeint, welche nicht unter strukturiertes körperliches Training fallen) zu erhöhen um zusätzlich gesundheitlich zu profitieren.
  • Um mehr Gesundheitseffekte durch Bewegungsprogramme zu erzielen wird die Teilnahme an betreutem Training empfohlen gegenüber nicht betreuten Programmen.

Körperliche Aktivität und Schwangerschaft bei Diabetes ([1], S. 2071):

  • Frauen, die bereits Diabetes haben, egal welcher Art, sollten beraten werden, regelmäßige körperliche Aktivität auszuüben vor und während der Schwangerschaft.
  • Schwangere Frauen die Schwangerschaftsdiabetes haben, oder bei denen ein Risiko diesbezüglich besteht, sollten beraten werden, 20-30 Minuten moderat-intensives körperliches Training an den meisten oder allen Tagen einer Woche durchzuführen.

Nebenwirkungen minimieren die von körperlichem Training kommen, bei Personen mit Diabetes ([1], S. 2071):

  • Veränderungen der Insulingabe und der Aufnahme von Kohlehydraten sollten genutzt werden um Hypoglykämien zu verhindern, die mit körperlichem Training in Verbindung stehen. Andere Strategien umfassen den Einbezug von kurzen Sprints, die Durchführung von Krafttraining vor dem Ausdauertraining in derselben Einheit und die Zeitnahme von Aktivitäten.
  • Das Risiko nächtlicher Hypoglykämien nach körperlicher Aktivität kann abgeschwächt werden durch Verringerungen der grundlegenden Insulingaben, sowie durch Snacks zur Bettgehzeit und/oder die Nutzung von durchgehendem Glukose-Monitoring.
  • Durch körperliches Training ausgelöste Hyperglykämie ist häufiger bei Typ 1 Diabetes, aber kann angepasst werden durch die Insulingabe oder einen aeroben Cool-Down mit niedriger Intensität. Körperliches Training mit Hyperglykämie und einer erhöhten Menge Ketone im Blut wird nicht empfohlen.
  • Einige Medikamente neben Insulin könnten die Risiken bezüglich einer Hyperglykämie durch körperliches Training erhöhen und es könnte sein, dass die Dosis angepasst werden muss, basierend auf der Art des Trainings.
  • Ältere Menschen mit Diabetes oder jeder mit einer autonomen Neuropathie, kardiovaskulären Komplikationen, oder einer Lungenerkrankung, sollte es vermeiden, draußen körperlich zu trainieren, wenn es sehr heiß, oder die Luftfeuchtigkeit hoch ist um hitzebedingten Erkrankungen vorzubeugen.
  • Körperliches Training sollte angemessen gesteigert werden um das Verletzungsrisiko zu minimieren.

Mit körperlicher Aktivität umgehen, wenn gesundheitliche Beschwerden vorliegen ([1], S. 2075):

  • Bei Gefäßerkrankungen kann körperliche Aktivität mit angemessenen Vorsichtsmaßnahmen sicher durchgeführt werden.
  • Wird körperliche Aktivität bei peripherer Neuropathie durchgeführt so ist angemessene Fußpflege nötig um Probleme frühzeitig zu erkennen und ihnen vorzubeugen um Geschwürbildung und Amputation zu vermeiden.
  • Das Vorhandensein von autonomer Neuropathie kann es erschweren, aktiv zu sein; bestimmte Vorsichtsmaßnahmen sind gerechtfertigt um Schwierigkeiten während der Aktivität vorzubeugen.
  • Intensives Ausdauer- oder Krafttraining – Springen, Rütteln, Aktivitäten mit Kopf nach unten – und das Anhalten des Atems sollten vermieden werden von jedem mit schwerer nichtproliferativer und instabiler proliferativer diabetischer Retinopathie.
  • Körperliches Training beschleunigt nicht das Fortschreiten einer Nierenerkrankung und kann sicher durchgeführt werden, sogar während der Dialyse.
  • Regelmäßiges Stretching und eine angemessene Steigerung von Aktivitäten sollte durchgeführt werden um mit Veränderungen im Hinblick auf die Gelenke umzugehen und mit Diabetes-bezogenen orthopädischen Einschränkungen.

Die Aufnahme und Beibehaltung von körperlicher Aktivität fördern ([1], S. 2075):

  • Gezielte Strategien zur Verhaltensänderung sollten genutzt werden um die körperliche Aktivität bei Erwachsenen mit Typ 2 Diabetes zu steigern.
  • Wenn Schrittzähler verwendet werden, sollten sich Erwachsene mit Typ 2 Diabetes initial erträgliche Ziele setzen für die tägliche Schrittzahl, vor einer Steigerung mit höheren Zielen.
  • Für Erwachsene mit Typ 2 Diabetes können Internet Interventionen zur Bewegungsförderung eingesetzt werden um die Outcomes zu verbessern.

Literatur
[1] Colberg, S.R. et al. (2016). Physical Activity/Exercise and Diabetes: A Position Statement of the American Diabetes Association. Diabetes Care, 39, 2065-2079.