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Die Rolle von Bewegung und körperlichen Training in der Suizid-Prävention

Die mentale Gesundheit gewinnt in der Gesellschaft im Allgemeinen und auch in der Prävention und Therapie zunehmend an Bedeutung. Trotz steigender Evidenz wird Bewegung und körperliches Training in der Suizid-Prävention allerdings noch zu wenig diskutiert. Aus diesem Grund blicken wir in diesem Blog auf einige Studien zur Bewegung und körperlichem Training in der Suizid-Prävention und möchten zum Welttag der Suizid-Prävention am 10. September 2025 auf die Thematik aufmerksam machen.

In den USA wurden Daten aus der alle zwei Jahre stattfindenden staatlichen Umfrage zu Risikoverhalten bei Jugendlichen für den Zeitraum 2007–2023 für Mittelschulen (n = 326.085) und Gymnasien (n = 508.737) verwendet, um den Zusammenhang zwischen Suizidgedanken/Suizidverhalten und der Teilnahme an sportlichen Aktivitäten im vergangenen Jahr zu analysieren. Multivariate Modelle ergaben dabei, dass die Raten für ernsthafte Selbstmordgedanken, die Entwicklung eines und Selbstmordversuche bei Mittel- und Oberschülern, die entweder eine Sportart oder zwei oder mehr Sportarten ausübten, im Vergleich zu ihren Altersgenossen, die diesen Aktivitäten nicht nachgingen, geringer waren. Die Teilnahme an Sport senkte somit das Risiko von Suizidgedanken/-verhalten sowohl bei Mittel- als auch bei Oberschülern in den USA. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Ausübung von Sport, insbesondere von mehreren Sportarten, als Interventionsstrategie zur Verringerung des Suizidrisikos in dieser Bevölkerungsgruppe dient [1].

Ein Review mit 21 Studien unterstreicht die positiven Effekte von Bewegung auf das Suizid-Risiko. 13 der 21 Studien lieferten statistisch signifikante Ergebnisse, die darauf hindeuten, dass vermehrte körperliche Aktivität, insbesondere Mannschaftssport, mit einem geringeren Risiko für Suizidversuche verbunden sein könnte. Es gab zudem Hinweise darauf, dass bestimmte Intensitäten und Häufigkeiten von körperlicher Aktivität für einige Untergruppen vorteilhaft und für andere wie bspw. Männer, die drei oder mehr Mannschaftssportarten ausüben, allerdings nachteilig sein können [2].

Wie eine weitere Studie, die 25.497 Teilnehmende von der National Health and Nutrition Examination Survey (NHANES) 2007–2018 einbezieht zeigt, kann aber auch schon die Aktivität im Alltag einen positiven Effekt haben. In der Studie wurde festgestellt, dass die Teilnehmer, die die WHO-Richtlinien für körperliche Aktivität (≥ 150 min/Woche) erfüllten, eine um 21 % geringere Wahrscheinlichkeit für Suizidgedanken hatten, als die Teilnehmenden, die diese nicht erfüllten Besonders für ältere Menschen und Personen mit Gesundheitsrisiken wie Bluthochdruck und bestimmten Lebensgewohnheiten wie sitzender Tätigkeit könnten Freizeitaktivitäten von Vorteil sein. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Ausübung von Freizeitaktivitäten, insbesondere mit hoher Intensität, erhebliche Vorteile für die psychische Gesundheit mit sich bringen kann [3].

Auch wenn die Ergebnisse darauf hindeuten, dass körperliche Aktivität das Risiko von Suizidversuchen verringern kann, sind weitere Untersuchungen erforderlich, um körperliche Aktivität als Strategie zur Verringerung von Suizidversuchen zu verringern [3]. Diese Studien sollten (1) standardisierte Ergebnisvariablen verwenden, (2) longitudinale und experimentelle Studiendesigns anwenden, (3) qualitative Forschung nutzen, um spezifische Faktoren zu ermitteln, die die Teilnahme an körperlicher Aktivität beeinflussen und von der quantitativen Forschung nicht erfasst werden, und (4) verschiedene Zielgruppen untersuchen, beispielsweise Kinder mit einem breiten Spektrum an psychischen Problemen.

Literatur

[1] Veliz, P. T., Jardine, J., Cureton, A., Mutumba, M. Assessing the association between sport participation and suicide ideation and behaviors among middle and high school students in the U. S. between 2007 and 2023. Annals of Epidemiology 2025; 108: 8-15

[2] Patel , M., Branjerdporn, G., Woerwag-Mehta, S. The Impact of Physical Activiy on Suicide Attempt in Children: A systematic Review. Children 2025; 12 (7): 890

[3] Zhang, Y., Xu, T., Cheng, Z. et al. Domain-specific physical activity and risk of suicidal ideation in adults: a population-based study. BMC Public Health 2025; 25: 2573