Univ. Prof. med. Dr. h. c. Mult. Wildor Hollmann (Ehrenmitglied des DVGS und Nestor der Sportmedizin) feiert seinen 95. Geburtstag.
Am 30. Januar 2020 wurde Wildor Hollmann, der älteste Professor an der Deutschen Sporthochschule, 95 Jahre alt. Er war auf vielen Veranstaltungen des DVGS, als Koryphäe und Nestor der Sportmedizin, gern gesehener Festredner. Schon nach wenigen Sätzen merkte man, dass Hollmann noch zu den „Generalisten“ der Medizin gehört. Denn ihm ging es nicht nur um aktuelle Forschungsergebnisse seines engeren Faches, der Sportmedizin, sondern immer auch um den ganzen Menschen aus unterschiedlichen Perspektiven, wie etwa aus der Sicht seines umfangreichen Ursprungsfaches Innere Medizin und in den letzten Jahren vermehrt auch der Neurologie und Hirnforschung. Insofern kann ich gerade auch den heutigen Studenten der DSHS in ihren „eingepferchten“ Bachelor- und Masterstudiengängen den Besuch seiner Vorlesungen, die er immer noch in klarer und druckreifer Sprache hält, empfehlen, auch wenn dafür vielleicht keine Kredit-Points zu ergattern sind! Seine Einstellung zum Lehrer und Lehren fasste er so zusammen: „Mir ist alles fremd, was irgendwie lehrerhaft ist. Ich will nicht dozieren, sondern erzählen“, so in einem aktuellen Interview zu seinem 95. Geburtstag in „FORSCHUNG AKTUELL“ Nr. 1/2020 der DSHS.
Dabei erschienen unter seinem Namen bzw. als Mitautor mehr als 35 Bücher und ca. 800 Veröffentlichungen. Betreut hat er nach eigenen Angaben mehr als 1200 Diplom- und Staatsarbeiten. Mehr als 200 Dissertationen wurden bei ihm geschrieben. Bei einer Zählung schon im Jahr 2007, wird angegeben, dass 18 Professoren aus seinem Institut „entsprangen“, 11 von ihnen wurden spätere Lehrstuhlinhaber. Als akademischer Lehrer war er auf allen Ebenen geschätzt. Bei Prüfungen, bei denen der Autor mehrfach als Protokollant tätig war, galt er als außerordentlich fair und „großzügig“, so dass man etwa als Prüfling aus seiner „Doktorprüfung“ mit mehr Wissen heraus- als hineinging!
Neben seinen umfangreichen Forschungstätigkeiten, auf deren Ergebnisse hier nicht nur ansatzweise eingegangen werden soll und kann, fand Hollmann auch noch Zeit für zahlreiche medizinische Standestätigkeiten, Hochschul- sowie spezielle sportärztliche Tätigkeiten, so als internistischer Arzt der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, Arzt der deutschen Hockey-Nationalmannschaft und der Golf-Nationalmannschaft. Eine Fülle von Forschungs- und staatlichen Auszeichnungen resultierten aus diesem immensen Forschungs- und Arbeitsleben sowohl auf nationaler wie weltweit internationaler Ebene. Eine Auflistung würde den Rahmen dieses kleinen Berichts bei weitem sprengen. Interessierte sollten hierzu mit seinem noch besetztem Sekretariat Kontakt aufnehmen. An dieser Stelle darf angemerkt werden, dass Prof. Hollmann den Ideen zur Bewegungs- und Sporttherapie, wie sie der DVGS von Beginn an pflegte, stets aufgeschlossen war. Wir haben ihm aus diesem Grunde 2008, zum 25 jährigen Bestehen des Verbandes, die Ehrenmitgliedschaft angetragen. Über seine Annahme haben wir uns gefreut.
Zum Schluß darf ich noch einmal aus der o.g. DSHS-Schrift zitieren: „Hollmann hat beinahe ein Jahrhundert gelebt. Das Ende seines Lebens ist nah. ´Ich musste mich schon früh mit dem Sterben auseinander setzen. Der Tod macht mir keine Angst. Mein Lebenswerk ist beendet. Wenn ich jetzt gleich tot umfalle, wäre das ja völlig normal.` “. Und etwas später endet das Interview mit dem bescheidenen und aufmunterndem Satz: „Bei allem was über mich gesagt wird, bin ich am Ende doch immer noch der kleine Wildor.“ aus dem Sauerland!
Klaus Schüle