2023 | 05 2. Sonderausgabe Modellvorhaben POLKA
Pflege
Bewegung beim Menschen über 60 Jahre: aktuelle Studie auf der Basis einer Forsa-Umfrage – Franziska Albrecht, Uwe Dresel
Bewegung, körperliche Aktivität und Alter – Maximilian Köppel
Der Einsatz von Short Bouts als Paradigmenwechsel bei der Ausgestaltung von Bewegungsinterventionen – Maximilian Köppel, Stefan Peters
BGF
Wie geht es der Pflege? – Gesundheit und Gesundheitseinschätzung von Pflegekräften im Altenbereich: Eine Querschnittsanalyse im Projekt POLKA – Gerhard Huber, Klaus Weiß, Maximilian Köppel
Ein schwieriges Feld: Betriebliche Gesundheitsförderung in der stationären Altenpflege – Eine qualitative Analyse von Förderfaktoren und Barrieren des POLKA Projektes – Gerhard Huber, Stefan Peters, Klaus Weiß
Betriebliche Gesundheitsförderung zur Stärkung und Erhöhung der ernährungsbezogenen Gesundheitskompetenz bei Pflegefachkräften – Jennifer Schoffelke, Caroline Morawietz, Hanna-Kathrin Kraaibeek
Erste Evaluationsergebnisse zum Projektbereich Pflegefachkräfte (BGF) – Thomas Kaiser, Klaus Weiß
DVGS
Modellvorhaben POLKA – Merkmale, Nutzerbarrieren und Förderfaktoren der Steigerung der körperlichen Aktivität bei Pflegebedürftigen und Pflegenden im Setting stationäre Pflege – Angelika Baldus
Qualitätsmanagementsystem und POLKA – POLKA = Pflegeeinrichtungen als Orte der Lebensqualität und Kompetenzentwicklung im Alter – Wolfgang Krell
Pflege_digital
Digitalisierung im Bereich Pflege – Das „Bewegte Heim“ geht spielerisch in die Zukunft – Andreas Buchhalter
POLKA und Digitalisierung: Über das Spielen zu mehr Bewegung – Zur Evaluation der digitalen Bewegungsförderung des Spiels „Apfelernte“ – Gerhard Huber
Heime
POLKA – Gesundheitsförderung für die und mit den Beschäftigten – Interviews mit teilnehmenden Einrichtungen – Thomas Kaiser, Klaus Weiß
Editorial
Bewegungsförderung fördert Gesundheitsförderung
Liebe Leserinnen und Leser,
In den kommenden Jahren bis 2035 gehen 11 Millionen Babyboomer in Rente, das sind 25 % aller Arbeitnehmer in Deutschland. Nur zwei Drittel der freiwerdenden Arbeitsplätze können durch die jüngeren Generationen ausgefüllt werden. Dadurch wird sich der jetzt schon bestehende Arbeitskräftemangel in der Pflege noch drastisch erhöhen und dies bei einen steigenden Bedarf. Denn über kurz oder lang benötigen die Babyboomer auch rehabilitative und pflegerische Leistungen.
Diese Zahlen zeigen den aktuellen Bedarf für Pflegebedürftige und Pflegende an gesundheitswirksamen Maßnahmen. Laut Statista gibt es aktuell 16.652 Pflegeheime in Deutschland.
Im Präventionsbericht 2022 zu Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung des Medizinischen Dienstes Bund sowie des Spitzenverbandes der GKV erscheint ein Sonderteil „Gesundheitsförderung und Prävention in der Pflege“. Dieser nimmt auch Bezug auf die Konzertierte Aktion Pflege mit dem Ziel, den Arbeitsalltag von beruflich Pflegenden zu verbessern. Der Präventionsbericht weist 1677 stationäre Pflegeeinrichtungen mit Präventionsmaßnahmen nach § 5 SGB XI aus sowie 545 mit BGF-Maßnahmen nach § 20b SGB V. Insgesamt finden sich nur 182 Heime, in denen Maßnahmen im BGF und in der Pflege gleichzeitig erbracht werden.
Das Ziel, Pflegende und Pflegebedürftige in einem Heim mehr in Bewegung zu bringen, ist herausfordernd – aber lohnend. So hat auch der GKV-Spitzenverband die FH Münster und prognos zur Evaluation präventiver Leistungen der Pflegekassen nach § 5 SGB XI beauftragt. Diese Evaluation lag im August 2022 vor.
Der Bericht berücksichtigt wesentlich auch die ersten Ergebnisse des Modellvorhabens POLKA in Trägerschaft der DAK-Gesundheit. So wird empfohlen, das Handlungsfeld körperlicher Aktivität weiterhin in den Präventionsleitfaden zu integrieren. Das Teilziel im § 5 SGB XI „Erhöhung der Anzahl der Pflegeeinrichtungen, die ein Konzept zur Förderung körperlicher Aktivität und Mobilität nachweisen“ muss nachhaltig gestärkt werden.
Die Ergebnisse legen nahe, dass der körperlichen Aktivität eine Schlüsselrolle zur Erreichung weiterer Teilziele im Setting stationäre Pflege zukommt – etwa der Verbesserung des Ernährungsverhaltens, kognitiver Ressourcen und sozialer Aktivität.
Die schwierige Situation, nichtaktive Heime zur Gesundheitsförderung zu sensibilisieren und zu motivieren, könnte durch das Thema Bewegungsförderung Initialeffekte erhalten, da ein niederschwelliger Zugang in den Heimen möglich ist.
Die Zwischenergebnisse der Modellvorhabens POLKA in dieser Heftausgabe bringen erste Hinweise, wie dieser Zugang gelingen kann.
Die Bewegungsförderung rückt 2023 auch in den gesundheitspolitischen Fokus: so hat das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) einen Runden Tisch „Bewegung und Gesundheit“ initiiert. Der Bedarf sowie evidenzbasierte Maßnahmen zur Bewegungsförderung wurden auch zu Erwachsenen am Arbeitsplatz und bei älteren Erwachsenen diskutiert. Der Deutsche Verband für Gesundheitssport und Sporttherapie (DVGS) ist Teilnehmer des Runden Tisches und hat die Zwischenergebnisse des Modellvorhabens POLKA in die Diskussion einbringen können.
DVGS, WHOCC (der FAU Erlangen-Nürnberg), die Bundesvereinigung für Prävention und Gesundheitsförderung sowie der DOSB haben gemeinsam ein Positionspapier im BMG eingebracht mit der Empfehlung zu einem Nationalen Kompetenzzentrum für Bewegung und einem eigenen Gesundheitsziel Bewegungsförderung.
Wir danken an dieser Stelle allen Beteiligten im Modellvorhaben POLKA. Insbesondere den Partner*innen Firma Kraaibeek und Heidelberger Institut für Gesundheitsmanagement. Der besondere Dank gilt den Pflegeeinrichtungen, die sich in sehr schwierigen pandemischen Zeiten auf die Mitwirkung eingelassen haben.
Letztlich verdanken wir die hier vorliegenden Zwischenergebnisse des Modellvorhabens den engagierten Pflegefachkräften und den hochinteressierten Bewohner*innen, die sich auf das Abenteuer POLKA eingelassen haben.
Wir hoffen, die Erfahrungen an weitere 15.000 nichtaktive Heime in Deutschland weitergeben zu können.
Sandra Schmidt (DAK-Gesundheit), Uwe Dresel (DAK-Gesundheit),
Angelika Baldus (DVGS e.V.)