B&G 2024, Fachzeitschrift

2024 | 03 Modularsystem POLKA

Wissenschaft

„Ja, Polka ist schon cool!“ Aber immer noch ein schwieriges Feld – Das Modellvorhaben POLKA aus der Perspektive der Heimleitungen – eine qualitative Analyse – Gerhard Huber, Thomas Kaiser, Klaus Weiß

Das Modellvorhaben POLKA als Shared Services Konzept zur Gesundheitsförderung in stationären Pflegeeinrichtungen – Gerhard Huber, Angelika Baldus

Reaktanz: Missing Link der Bewegungsförderung? – Gerhard Huber

POLKA und Digitalisierung: Lessons learned Erste Erfahrungen zur Anwendung des Spiels „Apfelernte“ – Gerhard Huber, Thomas Kaiser, Klaus Weiß

Journal Club

Schnellkraft: eine vernachlässigte Determinante körperlicher Funktionsfähigkeit – Maximilian Köppel

Praxis

Translation der Ergebnisse und Erfahrungen aus dem Modellvorhaben POLKA in einen praxisbezogenen Kontext- Klaus Weiß, Thomas Kaiser

Betriebliche Gesundheitsförderung zur Stärkung und Erhöhung der ernährungsbezogenen Gesundheitskompetenz bei Pflegefachkräften- Jennifer Schoffelke, Caroline Morawietz, Hanna-Kathrin Kraaibeek

DVGS Modellvorhaben

Modellvorhaben POLKA: Paradigmenwechsel für die Bewegungsförderung in stationären Pflegeeinrichtungen – Angelika Baldus

Heime

POLKA – Gesundheitsförderung für und mit den Beschäftigten – Thomas Kaiser

Pflege digital

Stimmungsberichte – POLKA digitale Interventionen & Games – Andreas Buchhalter

Editorial

Neue Impulse für die Bewegungs- und Gesundheitsförderung in der stationären Pflege

Liebe Leserinnen und Leser,

das Modellvorhaben POLKA befindet sich in der Ergebnisphase. Diese Zeitschriftenausgabe ist der Abschluss einer Heft-Trilogie: 2021 bildeten die Projektpartner die Planungen des Modellvorhabens POLKA ab, 2023 folgten erste Teilergebnisse und die Darstellung der Alleinstellungsmerkmale von POLKA. Im hier vorliegenden Abschlussheft finden sich die wichtigsten Gesamtergebnisse des Projektes.

Formuliertes Projektziel war es, die Anzahl von Pflegeheimen zu erhöhen, die Konzepte zur Bewegungsförderung für die Pflegenden und Bewohnenden implementieren. Heime sollten befähigt werden, bewegungsfreundliche Prozesse und Angebote in ihren Alltag zu integrieren. Das ist in 35 von 50 akquirierten Pflegeeinrichtungen gelungen.

Trotz der erhöhten Schwierigkeiten durch die Pandemie konnte POLKA erfolgreich umgesetzt werden. Deutlich wurde, dass dieses Projekt vor allem in jenen Einrichtungen überdurchschnittlich viele Mitarbeitende erreicht hat, in denen bereits eine Offenheit gegenüber dem Vorhaben bestand.

An anderer Stelle zeigte sich, dass sich ohne diese Offenheit besondere Hemmnisse in Form von „Reaktanz“ auftaten. Reaktanz beschreibt ein Verharren in Widerstand, der per Gegenargumentation zu geplanten Maßnahmen Ausdruck findet. Das Phänomen ließ sich auf allen Ebenen beobachten, also sowohl bei Heimleitung und Pflegedienstleitungen als auch bei Pflegenden und Bewohnenden. Für die Überwindung dieser Barriere wurden im Rahmen von POLKA einige mögliche Lösungen gefunden. Die Reaktanz wird in diesem Heft eingehender beschrieben, denn diese Herausforderung wird die Gesundheitsförderung und Prävention weiter begleiten.

Für eine erfolgreiche Umsetzung benötigt die Gesundheitsförderung und Prävention im Setting Pflege ein Umdenken:

In vielen Fällen reicht es nicht allein aus, auf rationaler Ebene zur
Verhaltensänderung zu animieren – etwa, weil die erforderliche Umstellung
zu groß ist.

Einen niederschwelligen Einstieg im Vergleich zu Kursprogrammen bietet die im Modellvorhaben POLKA erprobte Integration kürzerer Interventionseinheiten, die während der Projektlaufzeit von der WHO neu propagierten Kurzinterventionen, die sogenannten Short Bouts. Im Vergleich zu Kursprogrammen können sie besser angenommen und durchgehalten werden.

Ein weiterer zentraler Ansatz ist der Fokus auf Multiplikation und Prozessbegleitung. Personalmangel und Personalfluktuation in der Pflege erfordern besondere Anker zur Verstetigung: Professionelle, externe Personen stehen in einer Lotsenfunktion den internen eigens geschulten Personen in „Kümmerer-Funktion“ zur Seite; anfangs in impulsgebender Rolle, später punktuell mit dem Ziel der selbstständigen Fortführung durch die Pflegeeinrichtung.

Lotsinnen und Lotsen ermöglichen eine engere Vernetzung zwischen
denjenigen, die Konzepte entwickeln, und denen, die sich um die
praktische Implementierung kümmern.

Die im Modellvorhaben POLKA gewonnen Erkenntnisse gehen über das präventive Handlungsfeld Bewegungsgewohnheiten hinaus. Sie geben uns Anhaltspunkte für die verbesserte Gesundheitsförderung in Lebenswelten, um den Pflegeeinrichtungen zentral gesteuert und standardisiert die Implementierung von heimspezifisch notwendigen gesundheitsfördernden Maßnahmen mittels eines „Shared Services Konzepts“ zu ermöglichen.

Wir danken an dieser Stelle sehr herzlich allen Beteiligten im Modellvorhaben POLKA: dem DVGS e.V., der Firma Kraaibeek, dem Heidelberger Institut für Gesundheitsmanagement, der Universität Lübeck sowie der Forschungsgruppe Geriatrie Lübeck. Der besondere Dank gilt den Pflegeeinrichtungen, die
sich in sehr schwierigen pandemischen Zeiten für ein aktives Mitwirken entschieden haben.

Letztlich verdanken wir die hier vorliegenden Ergebnisse des Modellvorhabens den engagierten Pflegefachkräften und den hochinteressierten Bewohnenden, die sich auf das Abenteuer POLKA eingelassen haben, auch Ihnen gilt unser herzlicher Dank.

Sandra Schmidt
DAK-Gesundheit


Angelika Baldus
DVGS e.V.