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Herzgesundheit – In Bewegung bleiben – Teil 2

Herzgesundheit – In Bewegung bleiben – Teil 2

Verhaltensbezogene Techniken
Der kardiologischen Reha scheint es an Nachhaltigkeit zu mangeln! Langfristig bleiben oder werden viele Herzpatienten wohl nicht körperlich aktiv, obwohl es so viel gesundheitlichen Nutzen hätte.
Dies hatten wir im letzten Beitrag beschrieben. Niederländische Forscher sind in einer Übersichtsarbeit, die dieses Jahr veröffentlicht wurde, über viele Studien zu diesem Schluss gekommen [1].
Sehr überraschend ist der Befund nicht. Conraads und Kollegen bezeichnen eine solche fehlende Bindung gar als die Achilles Ferse von körperlichem Training und zählen eine Vielzahl an Barrieren für Patienten mit Herzinsuffizienz auf. Hierunter fallen u.a. Faktoren, die sich auf die PatientInnen generell beziehen (z. B. niedriges Bildungsniveau, Mangel an Motivation), sowie auf deren Krankheit (z. B. Stärke der Symptome, Behinderungsgrad) oder auf die Gesundheitsfachleute bzw. das Gesundheitssystem (z. B. fehlendes Expertise bzgl. Herzinsuffizienz) [2].

Natürlich möchten wir mit dieser pessimistischen Botschaft nicht enden, wie übrigens auch nicht die eingangs erwähnten niederländischen Forscher, deren Arbeit wir zitierten. In deren Schlussfolgerungen ist von „verhaltensbezogenen Techniken“ zur Steigerung der körperlichen Aktivität die Rede [1]. Was aber ist damit genau gemeint?
Verhaltensbezogene Techniken zur Steigerung der körperlichen Aktivität sind Strategien, die sich auf Merkmale, die das Bewegungsverhalten des Menschen bestimmen, positiv auswirken sollen. Solche Merkmale gibt es viele und sie lassen sich in veränderbar und nicht veränderbar unterteilen. Während das Alter eines Menschen, zumindest das kalendarische, in der Bewegungstherapie nicht verändert werden kann, so können auf der anderen Seite z. B. Funktionsfähigkeit und Motivation durchaus verändert werden.
Welche Merkmale nun am bedeutsamsten sind, bei der Erklärung, warum Menschen körperlich aktiv sind, oder nicht, diese Frage interessiert Wissenschaftler schon länger. Dafür stellen sie Modelle auf, die eine Auswahl an Merkmalen enthalten, und überprüfen danach, ob diese Modelle vorhersagen können, wie körperlich aktiv jemand ist.
Forscher aus Erlangen haben aus 3 solcher Modelle insgesamt 10 Merkmale abgeleitet, die eine hohe Bedeutung haben [3]. Hierunter fallen zum Beispiel so genannte Konsequenzerwartungen (z. B. wenn ich körperlich aktiv bin, wirkt sich das positiv auf mein Herz-Kreislaufsystem aus), die Selbstwirksamkeit (z. B. ich kann körperlich aktiver werden, auch wenn es mir manchmal schwer fällt) oder der Umgang mit Barrieren (z. B. wenn ich am Abend mal keine Zeit habe, verschiebe ich meine Einheit auf den jeweiligen Morgen).
Konkret für die Praxis der Bewegungstherapie ist nun aber entscheidender als die reine Kenntnis dieser Merkmale, wie sich diese denn nun zum Positiven hin verändern lassen. Was können die TherapeutInnen konkret anwenden?

Techniken zu Motivation und Volition
Auch hier waren die Erlanger Forscher interessiert und haben 28 Techniken systematisch recherchiert, die in der Praxis verwendet werden können [3]. Die Techniken lassen sich in motivationale und volitionale Techniken unterteilen. Wie der Name schon sagt, sind Erstere zum Motivieren gedacht. Darunter fällt zum Beispiel das Formulieren von Aktivitätszielen. Damit ist die konkrete Formulierung und schriftliche (!) Fixierung von eigenen, kurzfristig erreichbaren und angemessenen Bewegungszielen gemeint. Dazu kommt als Technik u.a. das Prüfen der Selbstkonkordanz. Dies bedeutet, dass die Bewegungsziele des Klienten oder Patienten daraufhin reflektiert werden, ob sie dessen persönliche Interessen und Werte repräsentieren (z. B. im Gegensatz zu „der Arzt hat gesagt…“).
Die volitionalen Techniken wiederum dienen dazu, dass Personen, die motiviert sind und bereit sind körperlich aktiver zu werden, dies auch tatsächlich beginnen und aufrechterhalten können. Hierunter fällt zum Beispiel die Planung. Psychologen unterscheiden hierbei zwischen Handlungs- und Bewältigungsplanung. Während Erstere konkret festlegt „Was, wann, wo und bestenfalls mit wem“ sich jemand bewegt, wird in der Bewältigungsplanung festgelegt, was man tut, wenn etwas dazwischen kommt (z. B. verstärkte Fatigue in Folge der Herzinsuffizenz, daher Verteilung der Bewegungseinheiten über den Tag hinweg). Eine weitere volitionale Technik ist die Selbstbeobachtung. Dabei geht es um das gezielte Beobachten und Dokumentieren des eigenen Bewegungsverhaltens. Hierfür können Schrittzähler, Bewegungstagebücher, etc. eingesetzt werden (u. a. [4]).
Bei der Anwendung der motivationalen und volitionalen Techniken bietet es sich an, die von Vanden-Abeele und Schüle [5] formulierten methodologischen und didaktischen Prinzipien zu beachten. Besonders wichtig erscheinen zum Beispiel die Prinzipien der differenzierten Pädagogik (zum Beachten der individuellen Unterschiede der Teilnehmer), der pädagogischen Absichten (zur Bedeutsamkeit der Handlungen für den Teilnehmer) und der personenzentrierten Pädagogik (vgl. Patientenorientierung).
Eigentlich hatten wir versprochen, noch zur Wirksamkeit von diesen Techniken in der kardiologischen Rehabilitation zu schreiben. Nun ist dieser Beitrag allerdings schon etwas lang geworden und wir werden an dieser Stelle schließen und lieber einen ausführlichen dritten Teil vorlegen. Bitte sehen Sie uns dies nach. Eines dürfen wir nämlich vorweg nehmen: zur Wirksamkeit von verhaltensbezogenen Techniken in der kardiologischen Rehabilitation gibt es aktuellste Befunde. von Stefan Peters
Für Rückmeldungen, Kritik, Lob, Anregungen zum Text und neuen Themen und alles Weitere: stefan.peters@dvgs.de

Literatur

1. ter Hoeve, N., Huisstede, B.M.A., Stam, H.J. et al. (2014). Does cardiac rehabilitation after an acute cardiac syndrome lead to changes in physical activity habits? A systematic review. Physical Therapy, published online October 2, 2014. doi: 10.2522/ptj.20130509
2. Conraads, V.M., Deaton, C., Piotrowicz, E. et al. (2012). Adherence of heart failure patients to exercise: barriers and possible solutions. A position statement of the study group on exercise training in heart failure of the Heart Failure Association of the European Society of Cardiology. Eur J Heart Fail, 14, 451-458.
3. Geidl, W., Semrau, J. & Pfeifer, K. (2014). Health behaviour change theories: contributions to an ICF-based behavioural exercise therapy for individuals with chronic diseases. Disability and Rehabilitation, early online, doi: 10.3109/09638288.2014.891056
4. Geidl, W., Hofmann, J., Göhner, W., Sudeck, G. & Pfeifer, K. (2012). Verhaltensbezogene Bewegungstherapie – Bindung an einen körperlich aktiven Lebensstil. Rehabilitation 2012; 51: 259–268.
5. Vanden-Abeele, J. & Schüle, K. (2012). Zur Begründung aus dynamischer und handlungstheoretischer Sicht. In K. Schüle & G. Huber (Hrsg.), Grundlagen der Sport- und Bewegungstherapie, 3. Aufl. (S. 9-42). Köln: Deutscher Ärzte-Verlag.