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Bewegungsbezogene Interventionen bei Diabetes „gleich am Anfang wirksam und extrem lohnend“

In der kommenden Ausgabe der Zeitschrift Bewegungstherapie und Gesundheitssport liefern Prof. Gerhard Huber und Max Köppel aus Heidelberg ein Update zu Typ 2 Diabetes, körperlicher Aktivität und molekularen Wirkmechanismen*. Hier drucken wir erste Auszüge:

Nach Angaben der „Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland“ (DEGS1, 2008–2011) wurde bei 7,2% der Erwachsenen in Deutschland zwischen 18 und 79 Jahren jemals ein Diabetes diagnostiziert [4]. (…) Die Dunkelziffer wird je nach Untersuchungsmethode auf weitere 2-7 % geschätzt. Allerdings zeigen diese Daten eine erhebliche Varianz. In regionalen Surveys liegt die Diabetesprävalenz zwischen 5,8% und 12% [5]. In einer Krankenkassenstichprobe von über 300 000 Versicherten wurden 9,8% über mindestens drei Quartale Antidiabetika verordnet. Unbestritten ist die Zunahme allein schon durch den demographischen Wandel. In der Altersgruppe zwischen 70 und 79 Jahren liegt die Prävalenz bei 22% [6].(…)

Diabetes mellitus Typ 2 (DMT2) in epidemiologischen Untersuchungen

Seit vielen Jahren belegen große epidemiologische Untersuchungen die Wirkung der körperlichen Aktivität auf den DMT2 [9-11].

In einer finnischen Langzeitstudie [12] konnte gezeigt werden, dass die Kombination von Bewegung und Ernährung das Risiko der Diabetesentstehung deutlich reduziert (HR = 0,61 Interventionsgruppe vs. Kontrollgruppe). Damit konnte die Nachhaltigkeit bereits vorher gezeigter Effekte [13] belegt werden. Ein umfassendes Review bestätigt mit einem Risk Ratio von RR= 0,59 diese Daten und zeigt außerdem einen deutlichen Zusammenhang von Effektivität und Intensität des Programms [14].
(…)

Für DMT2 Patienten besonders wichtig: Principle of initial value

Das Prinzip oder “Law of Intial Value” ist eine in der Medizin seit langem bekannte psychophysische Gesetzmäßigkeit [23]. Damit gemeint ist die Feststellung, dass diejenigen Menschen mit den schlechtesten Ausgangsbedingungen (“those with the lowest initial values of a physiologic system“) die höchste Kapazität für eine trainingsinduzierte Verbesserung haben.

Nahezu alle epidemiologischen Untersuchungen zur Gesundheitswirkung der körperlichen Aktivität zeigen, dass zwischen diesem Gesundheitsgewinn und dem Trainingsumfang keineswegs ein linearer Zusammenhang besteht, sondern das “Principle of inital value“ in der folgenden Hinsicht wirksam wird:
Je schlechter die Ausgangsbedingungen des Patienten sind, desto größer ist der Gesundheitsgewinn. Dabei spielt es zunächst keine Rolle, ob die abhängige Variable (angestrebtes Outcome) bewegungs- (z. B. Kraft, Ausdauerleistungsfähigkeit) oder diabetesspezifisch ist (z. B. Nüchternglukose oder HbA1C).

Eine weltweite Studie zur Dosis-Wirkungsbeziehung von körperlicher Aktivität und verschiedenen Erkrankungen im Rahmen der Global Burden of Disease Study zeigt dieses Prinzip zwar für alle untersuchten Erkrankungen, besonders anschaulich sind die Diabetesdaten [24]. Ein Zuwachs an körperlicher Aktivität von 600 MET minutes/week auf 3600 MET minutes/week wird mit einem reduzierten Diabetesrisiko von 21% belohnt, ein gleicher Zuwachs von 9000 auf 12.000 MET minutes/week reduziert das Risiko nur um zusätzliche 0,6%.

Daraus ergibt sich, dass bewegungsbezogene Interventionen gerade für Diabetespatienten gleich am Anfang wirksam und damit extrem lohnend sind. Schon wenig genügt, um ein sehr lohnendes Verhältnis von Aufwand und Ergebnis zu erzielen. Dies muss noch besser genutzt werden.
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Referenzen werden im Originalartikel veröffentlicht*

*Huber G, Köppel M (im Druck). Diabetes: Geht doch! Ein Update zu DMT2, körperlicher Aktivität und molekularen Wirkmechanismen. Bewegungstherapie und Gesundheitssport, 32