Kongressbericht zum Sports, Medicine and Health Summit 2025
Vom 26.-28.06.2025 fand der von der CPO Hanser Service in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention e.V. (DGSP) organisierte Sports, Medicine and Health Summit 2025 (SMHS) im Congress Center Hamburg statt. Der SMHS 2025 hatte dabei eine breite Vielfalt an Veranstaltungen rund um die Sportmedizin sowie Bewegungsförderung und Sport-/Bewegungstherapie zu bieten. Auch der DVGS war mit zahlreichen Vertretern und eigenen Sessions mit dabei. In diesem Bericht blicken wir aus unserer Perspektive auf den Kongress.
Sport-/Bewegungstherapeutische Versorgung in der Onkologie kann die Lebensqualität der Betroffenen verbessern und die Behandlungskosten senken
Der Kongress startete aus Sicht des DVGS am Donnerstag mit dem von Angelika Baldus geleiteten Symposium „Bewegungstherapie in der Onkologie“, bei dem Dr. Jana Müller (NCT Heidelberg), Dr. Frieder Krause (Krankenhaus Nordwest Frankfurt), Prof. Dr. Joachim Wiskemann (NCT Heidelberg) und Prof. Freerk Baumann (Uniklinik Köln) zu Status Quo, Versorgungslücken und der Zukunftsvision von der Sport-/Bewegungstherapeutischen Versorgung von Krebspatienten referierten. Frau Dr. Müller machte den Auftakt mit einem Überblick über die bestehende Evidenz zur Wirksamkeit der Sport-/Bewegungstherapie, stellte aber auch Ergebnisse aktueller, großangelegter klinischer Studien vor, welche die Bedeutung von SBT in der Onkologie nochmals untermauern. Anschließend stellte Dr. Frieder Krause in einem sehr kurzweiligen Beitrag Methoden vor, um die der bewährte sport-/bewegungstherapeutische Methodenkoffer ergänzt werden kann. Den Abschluss der Session übernahmen Prof. Wiskemann und Baumann, die das gehörte in einen versorgungsrelevanten Kontext packten und einen Ausblick dahin gaben, wohin das Feld sich entwickeln muss, um onkologischen Patienten die notwendige sport-/bewegungstherapeutische Versorgung zukommen zu lassen.
Die besondere Bedeutung der Bewegung in der Onkologie wurde auch durch eine der vier Keynotes adressiert. So stellte Prof. Anne May vom Julius Center for Health Sciences and Primary Care, Epidemiology & Global Health; University Medical Center Utrecht die Ergebnisse der PREFERABLE-EFFECT Studie vor. Die Studie behandelte die Wirksamkeit von Sport-/Bewegungstherapie bei metastasiertem Brustkrebs in einer großangelegten europaweiten randomisiert, kontrollierten Studie mit insgesamt 357 Patientinnen, von denen 178 zur Interventions- und 179 zur Kontrollgruppe zugeordnet wurden. Die Patientinnen aus der Interventionsgruppe absolvierten 2x die Woche ein supervidiertes Training a 60 Minuten bzw. im weiteren Verlauf ein supervidiertes Training und ein Heimtraining. Im Vergleich zur Kontrollgruppe zeigten sich zahlreiche positive Effekte für die Patientinnen und ihre Lebensqualität. Zudem konnte aufgezeigt werden, dass die Behandlungskosten in der Interventionsgruppe deutlich geringer ausfielen als in der Kontrollgruppe. So kann festgehalten werden, dass eine Sport-/Bewegungstherapie verglichen zu anderen Behandlungen bei Brustkrebspatientinnen deutlich kosteneffektiver ist.
Sport-/Bewegungstherapie zeigt positive Effekte bei psychosomatischen Erkrankungen
Auch in der Psychosomatik war der DVGS mit einer eigenen Veranstaltung vertreten. Angelika Baldus moderierte das Symposium „SMHS meets DVGS: Sporttherapie in der Psychosomatik“. Darin gab Prof. Dr. Gerhard Huber (DVGS) einführend einen Überblick zur Evidenz von körperlicher Aktivität bei psychosomatischen Erkrankungen. Im zweiten Vortrag stellte Prof. Dr. Gorden Sudeck (Universität Tübingen) das ImPuls-Projekt, in dem auch der DVGS beteiligt war, vor und zeigte die positiven Effekte der sport-/bewegungstherapeutischen Intervention als Ergebnisse auf (A transdiagnostic group exercise intervention for mental health outpatients in Germany (ImPuls): results of a pragmatic, multisite, block-randomised, phase 3 controlled trial – The Lancet Psychiatry). Im Zuge dessen zog er unter anderem das Fazit, dass in der Versorgung aber noch definitiv Luft nach oben ist. Dr. Stefan Peters (Universität der Bundeswehr München/DVGS) machte den Abschluss und betrachtete in seinem Beitrag wie Kompetenzen und Qualifikationen von Sport-/Bewegungstherapeutinnen bei psychosomatischen Erkrankungen aussehen sollten und wie diese erzielt werden können. Am Nachmittag hatte Dr. Stefan Peters ergänzend zum Themenfeld noch den Vorsitz bei einer Poster-Tour zum Thema „Bewegung und psychische Gesundheit: Neue Perspektiven und therapeutische Ansätze“.
Sport-/Bewegungstherapie bei Long-/Post-Covid braucht eine individuelle Supervision
Am Freitag startete der Tag aus Sicht des DVGS mit dem Workshop zum Thema Sport-/Bewegungstherapie bei Long-/Post-Covid. In der von Angelika Baldus moderierten Veranstaltung führte Prof. Dr. Gerhard Huber in das Thema ein, indem er die Rolle von Sport-/Bewegungstherapie in den Leitlinien zu Long/Post-Covid darstellte. Dr. Stefan Peters referierte anschließend zur Bewegungsbezogenen Gesundheitskompetenz in der Post-Covid Rehabilitation und stellte zum Abschluss stellvertretend für Dr. René Streber das Projekt AmReLoCo und die ersten Ergebnisse vor.
Wenig überraschend fand das Thema Long-/Post-Covid aber auch noch an anderen Stellen Erwähnung. Detaillierte Einblicke in die Pathophysiologie von Long-/Post-Covid erhielten die Teilnehmer im Symposium Post Covid und Chronic Fatigue unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Christian Puta und PD Dr. Marijke Grau. Dabei wurde nochmals hervorgehoben, dass Betroffene zum Teil unter massiven Veränderungen des kardio-vaskulären aber auch des neuro-muskulären Systems, leiden. Gleichzeitig, so im Vortrag von PD Dr. Grau, besitzt eine individualisierte Sport-/Bewegungstherapie, wie sie auch im Workshop zum Thema Sport-/Bewegungstherapie bei Long-/Post-Covid hervorgehoben wurde, aber auch das Potenzial, diese Pathologien positiv zu beeinflussen. Fazit der Session war jedoch, dass weiterhin immenser Forschungsbedarf besteht.
Die Wahl der Keynotes unterstreicht die zunehmende Bedeutung der Sport-/Bewegungstherapie
Im Gegensatz zur Veranstaltung vor zwei Jahren schien das Thema Gesundheit und Sport-/Bewegungstherapie insgesamt noch besser platziert worden zu sein. Dies zeigte sich beispielsweise an der Auswahl der Keynotes. Drei der vier Keynotes konnten dem Thema der Sport-/Bewegungstherapie zugeordnet werden. Allen voran der bereits genannte Beitrag von Prof. Anne May. Ein weitere Keynote wurde von Prof. Dr. Philipp Zimmer (TU Dortmund) übernommen. Prof. Zimmer gab einen Einblick in die molekularen Mechanismen, die hinter der Wirksamkeit von Bewegung in Prävention und Rehabilitation stehen. Prof. Dr. Zimmer zeigte hierbei die Macht der Exerkine auf und fokussierte dabei insbesondere den Tyrokinase Pfad. Der dritte sport-/bewegungstherapeutische Keynote wurde von Prof. Dr. Robert Schier (Klinikum Fulda) vorgenommen. Prof Dr. Schier setzte das Hauptaugenmerk auf die Potenziale von Prähabilitationsmaßnahmen. Prähabilitation beschreibt dabei das Fitmachen der Patienten vor der Operation und wie dadurch mögliche Komplikationen reduziert werden können.
Als Fazit lässt sich festhalten, dass die Sport-/Bewegungstherapie über den gesamten Kongress gut vertreten war. Auch aus Sicht des DVGS war die Veranstaltung ein Erfolg, da wir unsere Themen gut sichtbar platzieren konnten. Dennoch muss ebenso erwähnt werden, dass man durchaus die Trivialisierung der Bewegung bemängeln könnte. In allen Sessions wurde zwar die hohe Komplexität der Patienten und der medizinischen Therapie hervorgehoben, an vielen Stellen von individualisierter und personalisierter Therapie gesprochen, diese Komplexität wurde aber in den seltensten Fällen auch in der Konzeption der sport-/bewegungstherapeutischen Maßnahmen adressiert. Stattdessen wurde auf zwar bewährte, aber wenig innovative Standardverfahren nach Schema-F zurückgegriffen.
Sport-/Bewegungstherapie ist mehr als nur Training. Sie stellt eine komplexe bio-psycho-sozial konzipierte, wie auch wirkende Therapieform dar. Solange sich diese Idee aber nicht durchsetzt und inhärent mit der Sport-/Bewegungstherapie assoziiert wird, wird die Trivialisierung der Bewegung auch weiterhin Einzug halten.